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AutorenbildSeverin König

Zwischen Licht und Schatten: Manoo Tedin über Balance, Farbe und die Suche nach dem Wesentlichen

Kunst passiert. Sie ist einfach da. Ein Moment, eine Farbe, ein Strich – und plötzlich weisst



the beginning, 100 x 70 cm , acrylics, oil and pigments on canvas

du, dass etwas stimmt. Manoo Tedin kennt diesen Moment. In seiner Malerei steckt alles: Licht, Dunkelheit, Erde, Himmel, das Gestern, das Heute, vielleicht sogar das Morgen. Ein Tor, wie er sagt. Ein Bild, das zur Initialzündung wurde.

Seve King, Gründer der Königskammer, wollte es wissen: Wie fühlt es sich an, wenn man seine Sprache findet? Wie entscheidest du, dass etwas fertig ist? Und warum bleibt die Leinwand stärker als jede Technologie? Manoo antwortet mit ruhiger Klarheit – wie jemand, der nicht nach Antworten sucht, sondern nach dem richtigen Ausdruck.



 


Wenn Sie an den Anfang Ihrer künstlerischen Reise zurückdenken: Gibt es ein Werk, das für Sie heute noch als Ausgangspunkt oder Initialzündung für Ihren Stil steht?


Wenn ich an den Anfang meiner künstlerischen Reise zurückdenke, gibt es tatsächlich ein Werk, das für mich als Ausgangspunkt und Initialzündung steht. Es ist dieses Bild, weil es das erste Mal war, dass ich das Gefühl hatte, wirklich meine eigene Sprache gefunden zu haben. Die Verbindung von Natur und Spiritualität, die kraftvolle vertikale Energie, die wie ein Lichtstrahl durch die Komposition bricht – all das waren Elemente, die intuitiv entstanden sind, aber gleichzeitig genau das ausdrückten, was tief in mir war. Dieses Werk symbolisiert für mich eine Art "Tor", nicht nur visuell, sondern auch auf meiner künstlerischen Reise. Es hat mir gezeigt, dass ich mit Farben und Formen eine Atmosphäre schaffen kann, die über das rein Sichtbare hinausgeht und eine emotionale sowie spirituelle Resonanz erzeugt. Es war der Moment, in dem ich begriffen habe, was ich wirklich erzählen möchte und wie ich es ausdrücken kann.

 

 

Ihre Werke sind geprägt von einer besonderen Farbpalette. Gibt es eine Farbe oder eine Kombination, die für Sie persönlich eine tiefere Bedeutung hat – und warum?

Für mich hat die Kombination von erdigen Tönen mit leuchtendem Orange, Gelb und Himmelblau eine tiefere Bedeutung. Während die erdigen Töne für das Beständige und Natürliche stehen, symbolisieren Orange und Gelb Energie, Licht und eine gewisse Wärme. Himmelblau hingegen bringt eine offene Weite hinein – es erinnert an den Horizont, an Möglichkeiten und gleichzeitig an eine gewisse Sehnsucht. Obwohl ich nicht gläubig bin, sind diese Farben für mich untrennbar mit der Prägung meiner Kindheit verbunden, in der Spiritualität stets präsent war. Die Distanz, die ich heute dazu empfinde, lässt mich immer wieder fragen: Wo bin ich – oder wo sind wir alle jetzt? Das Blau des Himmels wirkt wie ein Gegenpol zu den warmen Tönen, es öffnet einen Raum der Reflexion und der Suche. Es ist genau diese Balance zwischen Bodenständigkeit, Licht und Weite, die meine Werke prägt und mich immer wieder zurück zu dieser Frage führt.

 

 

Wie entscheiden Sie, ob ein Werk „fertig“ ist? Gibt es ein bestimmtes Gefühl oder einen Moment, der Ihnen signalisiert, dass nichts mehr hinzugefügt werden sollte?

 

Für mich ist es zunächst ein Gefühl, das mir signalisiert, dass ein Werk „fertig“ sein könnte. Ich frage mich, ob das Bild die Tiefe und die Atmosphäre erreicht hat, die ich darstellen wollte. Doch wie wir alle wissen, sind Gefühle vergänglich. Deshalb nehme ich mir Zeit und hänge das Werk bei mir auf, lasse es über Wochen auf mich wirken. Wenn ich auch nach dieser Zeit noch das Gefühl habe, dass es genau das ausdrückt, was ich gesucht habe – sei es die Balance zwischen Licht und Schatten, die Energie oder die Stimmung – dann weiss ich, dass es abgeschlossen ist. Erst dann entscheide ich mich, es zu versiegeln.

 

 

 In einer Zeit, in der Technologie zunehmend in der Kunst genutzt wird: Würden Sie jemals digitale Medien in Ihre Arbeit einfliessen lassen, oder bleibt die haptische Erfahrung des Malens für Sie unverzichtbar?

 

In der jetzigen Zeit und Form würde ich sagen: nein. Die Technologie ist für mich noch zu limitiert, um das zu erreichen, was ich durch die haptische Erfahrung des Malens ausdrücken möchte. Dennoch denke ich, dass es Momente geben könnte, in denen die Technologie mir eine Möglichkeit bietet, meine Darstellungen auf eine neue, erlebbare und inklusive Weise zugänglich zu machen. Wenn es gelingt, meine Werke nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar oder immersiv zu machen, könnte das faszinierend sein. Doch bis dahin bleibt für mich die physische, unmittelbare Arbeit mit der Leinwand und den Farben unverzichtbar.

 

 

 

Stellen Sie sich vor, ein Werk von Ihnen würde in 100 Jahren entdeckt. Was, denken Sie, würde ein Betrachter über Ihre Zeit und Ihre Perspektive erfahren?

Wenn eines meiner Werke in 100 Jahren entdeckt würde, hoffe ich, dass der Betrachter darin eine tiefe Verbindung zwischen Mensch, Natur und etwas Übergeordnetem spüren würde – eine Suche nach Balance in einer Zeit, die von Wandel und Unsicherheit geprägt war. Meine Perspektive würde vielleicht als die einer Person wahrgenommen, die versucht hat, Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und der Beziehung zur Welt zu stellen, ohne endgültige Antworten zu liefern. Durch die Farben, die Licht und Dunkelheit miteinander verbinden, würde der Betrachter möglicherweise erkennen, dass es mir darum ging, sowohl die Schönheit als auch die Fragilität unserer Existenz einzufangen. Vielleicht könnte er darin auch

Manoo Tedins Work

Manoo Tedin zeigt, dass Kunst ein Prozess der Reflexion ist – ein Raum für Balance, Tiefe und Fragen, die nicht zwingend Antworten brauchen. In einer Welt voller Geschwindigkeit bleibt seine Arbeit ein Anker für das Wesentliche: die Verbindung von Mensch, Natur und dem Unsichtbaren. Kunst, die zum Nachdenken einlädt und Räume öffnet, wo Worte enden.







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